Auf dem Pilgerweg von 's-Hertogenbosch nach Oisterwijk

Von: Naline Outdoor-Fan | Lesezeit: 6 Minuten

Pilgern in den Niederlanden? Der bekannte gelbe Pfeil neben der St.-Johannes-Kathedrale in 's-Hertogenbosch zeigt Pilgern zuverlässig den Weg nach Santiago de Compostella. Vor Jahren bin ich diesem Pilgerweg 800 Kilometer durch Nordspanien gefolgt. In den nächsten zwei Tagen werde ich das in bescheidenerer Form wiederholen. Ich freue mich auf 30 schöne Kilometer auf dem Pilgerweg, die mir die Natur und die Sehenswürdigkeiten zwischen 's-Hertogenbosch und Oisterwijk näherbringen werden.

Tag 1. 's-Hertogenbosch – Kampina

Der Pilgerweg

Die niederländische Variante des Camino ist ein zweiteiliger Fernwanderweg (LAW 7) zwischen Amsterdam und Maastricht, wobei der zweite Teil der Route in 's-Hertogenbosch beginnt. Und so stehe ich frühmorgens mit meinen Wanderschuhen am Kirchenportal von „Sint Jan“, der St. Johannis-Kathedrale. Vorbei an den alten Stadtmauern und Bastionen wandere ich aus der Stadt hinaus und finde mich schon nach wenigen Minuten zwischen den Mohnblumen im Naturschutzgebiet Het Bossche Broek wieder.

Der Pilgerweg ist mit rot-weißen Streifen deutlich markiert. Man sollte wissen, dass diese Strecke nicht exakt mit der offiziellen Camino-Route übereinstimmt, die man an den blauen Wegweisern mit gelber Muschel oder gelbem Pfeil erkennt. 

Tipp!

"Im Gegensatz zum Camino führt der „Pelgrimspad“ auch an einigen Sehenswürdigkeiten in der Umgebung vorbei – und das macht die Wanderung nur noch schöner."

Pause am Fort Isabella

Ich erreiche schon bald das Fort Isabella, das im 17. Jahrhundert als Teil der Verteidigungslinie Zuiderwaterlinie gebaut wurde. Heute beherbergt es verschiedene kreative Anbieter von handwerklich produzierten Leckerbissen. Am Eingangstor fällt mein Blick als erstes auf die große Terrasse der Restaurants Pannûkoek und Osteria Ciao Bella. Eine Runde über das Gelände führt mich außerdem an der Kaffeerösterei Pure Flavor und einer Bäckerei für typische Brabanter Wurstbrötchen vorbei: Köstlich als Proviant!

Weiter geht’s ins Naturschutzgebiet Kampina

Weiter geht’s ins Naturschutzgebiet Kampina

Es ist Zeit, meine Tour fortzusetzen. Sie führt mich durch die abwechslungsreiche Landschaft der Vughtse Lunetten, aber auch an der KZ-Gedenkstätte Vught und der Hinrichtungsstätte im Wald vorbei. Die offizielle Etappe des Pelgrimspad endet nach 19 Kilometern in Haaren, aber ich gehe noch etwas weiter: ein Stück der zweite Etappe Richtung Kampina, wo ich auch übernachten werde. Dieses große Naturschutzgebiet verdankt seinen Namen dem römischen „Campina“, was wildes Land bedeutet. Und für niederländische Begriffe ist die Natur hier tatsächlich wild – oder vielleicht besser: üppig. Durch die Kampina schlängeln sich Bäche und streifen Rehe, Islandpferde und Wildrinder. Mit viel Glück kann man sogar einem Rothirsch begegnen.

Übernachtung in der Natur

In der Kampina verlasse ich den Pilgerweg und biege zu meiner Unterkunft bei Kampinastaete ab, wo mir die Eigentümerin Charlotte schon entgegenkommt: „Willkommen, wie schön, dass du da bist“. Dem kann ich mich nur anschließen, und zwar sofort beim ersten Eindruck von diesem zauberhaften Ort. Wie schön, dass ich hier bin. Großzügig über ein Gelände voller Farne, Seerosen und Wildblumen verteilt, stehen Cottages, die direkt aus einem Märchenwald entsprungen sein könnten. Am nächsten Morgen erwache ich im Einklang mit der Natur und mit einem köstlichen Frühstück auf meiner Terrasse.

Tag 2. Oisterwijk

Ausgestattet mit persönlichen Tipps von Charlotte wandere ich heute durch das Gebiet „Oisterwijkse Bossen en Vennen“. Ein malerisches Naturreservat mit vielen schönen Rastplätzen, einladenden Waldrestaurants und sogar einer Naturtheaterbühne. Vom Wald führt der Weg schließlich direkt ins Zentrum des charmanten Dorfs Oisterwijk. Es beherbergt viele Restaurants, kleine inhabergeführte Läden und schicke Modeboutiquen. Ein Stück weiter beende ich meine Wanderung an der ehemals größten Lederfabrik Europas. Heute ist De Leerfabriek ein kreativer Hotspot, der örtlichen Unternehmern Raum bietet. Einer von ihnen ist Robèrt van Beckhoven, Jurymitglied der Fernseh-Backshow „Heel Holland Bakt“. In seiner Bäckerei Bij Robèrt wartet man gerne ein Weilchen, bis man an der Reihe ist, denn der lange Korridor ermöglicht einen Blick in die Backstube, in der Robèrt und seine Kollegen wahre Köstlichkeiten kreieren.

An der Strecke:

  • Boshuis Venkraai


    Boshuis Venkraai

Mit einem Leckerbissen für unterwegs gehe ich zum Bahnhof in Oisterwijk, um die Rückreise anzutreten. Die ersten Meter bei der St.-Johannes-Kathedrale scheinen eine Woche zurückzuliegen. Mit vielen neuen Eindrücken und Inspirationen im Gepäck endet ein wunderbares, erholsames Wochenende in Brabant.

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