Schmuggelroute Luyksgestel

Routenbeschreibung

Ich bin Nellie. Mein Nachname ist nicht wichtig. Als kleines Mädchen fuhr ich oft mit meinem Onkel und meinem Bruder Toon mit dem Fahrrad nach Belgien zum Spielen. Ich trug dann immer das gleiche Kleid mit speziellen Taschen. In diesen Taschen konnte ich vier Päckchen Butter mitnehmen, die wir in Belgien verkauften. Bei unserer Rückkehr, die Taschen voller Zigaretten, mussten wir immer die Flügel der Mühle ganz genau im Auge behalten. Einmal ist fast alles schiefgelaufen. Damals war ich 9 Jahre alt. Wir hatten wieder mal erfolgreich die Grenze zu den Niederlanden überquert, als wir in der Ferne sahen, dass die Flügel der Mühle schief standen. Das Zeichen, dass ein Zöllner in der Nähe war! Toon und ich wussten zum Glück, was wir tun mussten: kräftig in die Pedale treten! Jeder von uns in eine andere Richtung. Als ich über einen Umweg am vereinbarten Ort ankam, wartete mein kleiner Bruder schon auf mich. Grinsend, mit einem rosaroten Bazooka-Kaugummi im Mund. Er hatte auch einen für mich dabei. Das Schmuggelhandwerk lernten wir hier wirklich von frühester Kindheit an.

Als wir älter waren, organisierten wir regelmäßig Abende, um Geld dazu zu verdienen. Unser Treffpunkt war die Kneipe „De Hel“ (die Hölle). Dort steckte jeder von uns möglichst viele Butterpackungen in sein Bündel. Das war natürlich riskant, aber ich hatte einen Plan. Ich hatte mein eigenes Bündel dabei und lief der Gruppe weit voraus. Ganz vorsichtig, aber absichtlich nicht vorsichtig genug. Als wir die Grenze überquerten, tauchte ein Zöllner am Waldrand auf. Mein Bündel – es war mit Stroh gefüllt – fiel mit einem Bums zu Boden. Ich war unschuldig, aber mein Herz schlug mir bis zum Hals. Dem Zöllner war sofort klar, dass ich ihn an der Nase herumgeführt hatte, und er machte sich auf die Suche nach den anderen aus meiner Gruppe. Die hatten sich natürlich schon längst aus dem Staub gemacht. So haben wir den Zöllner überlistet.

Leider hat Toon nicht immer auf seine große Schwester gehört. Eines Tages traf er einen Belgier, der niederländische Kälber wollte. Mit denen konnte man damals gutes Geld verdienen. Und noch bevor ich einen Plan aushecken konnte, war Toon schon mit einem Kalb in einer Schubkarre über der Grenze. Am Kanal sollte Toon das Kalb in einen Sack stecken und ein Seil an die andere Seite werfen, wo der Belgier warten und das Kalb hinaufziehen würde. Toon leuchtete mit seiner Taschenlampe auf die andere Seite des Kanals und sah ein paar Dutzend Meter weiter links ebenfalls Lichtblitze. Konzentriert starrte er auf die andere Seite, um die Stelle nicht aus den Augen zu verlieren und machte sich mit dem Kalb langsam auf den Weg dorthin. Aber bevor er noch das Kalb ordentlich in den Sack stecken konnte, wurde Toon von zwei Zöllnern am Kragen gepackt. Er glühte vor Aufregung. Drei Wochen wurde er dafür eingesperrt. An dem Abend, an dem Toon nach Hause zurückkehrte, wollte er sofort wieder eine Tour unternehmen. Aber dieses Mal hatte ich mir einen Plan ausgedacht.

Problemlos erreichte unsere Gruppe die alte Kneipe in Lommel. Wir lieferten die Butter ab und stopften denselben Seesack mit Stangen Zigaretten voll. Wie immer. Wie vereinbart schauten wir auf dem Rückweg kurz in den Zollhäusern vorbei, um den Zöllnern ein kleines Präsent zu bringen. Im Laufe der Jahre hatte sich die Schmuggelei stark verändert. Jetzt hatten die Zöllner alle Hände voll zu tun mit „großen Fischen“. Wir verdienten uns mit der Schmuggelei nur ein kleines Zubrot, sodass sich die Zöllner auf größere Kriminelle konzentrierten. Obwohl bisher nie wirklich etwas schiefgelaufen war, schmuggelten wir immer mehr über die Grenze. Ich fragte mich allmählich, ob es das Risiko wert war.

Was ich euch jetzt erzähle, sollte ich eigentlich für mich behalten, aber ich musste meinem kleinen Bruder noch mal aus der Patsche helfen. Toon war mit dem Auto auf dem Weg nach Belgien, um eine Ladung Zigaretten abzuholen. Janus, einer seiner Freunde, wartete in der Zwischenzeit in Belgien zwischen Kanal und Grenze. Er hatte zwei große Autoscheinwerfer auf seinem Fahrrad montiert, die für Ablenkung sorgen sollten. Sobald Toon mit dem Auto am vereinbarten Treffpunkt eintraf, sollte Janus in Richtung Grenzübergang losfahren. Zwei große Scheinwerfer, die vor der Grenze auf einen Sandweg einbiegen und dann „verschwinden“ – für die Zöllner wahrscheinlich ein äußerst mysteriöses Spektakel. Sie nahmen die Verfolgung sofort auf, und Toon konnte ungehört und ungesehen die Grenze erreichen. Doch dann passierte es ... Janus blieb im Sand stecken. Die Zöllner durchschauten unser Täuschungsmanöver und erkannten noch vage die Umrisse von Toons Auto an der Grenze. Sie wendeten ihren Dienstwagen und sausten Toon hinterher.

Ich saß die ganze Zeit in unserer Scheune und habe auf meinen Bruder gewartet. Plötzlich ertönten Sirenen, die die Stille der Nacht unterbrachen. Toon kam mit großer Geschwindigkeit angefahren, dicht gefolgt von den Zöllnern. Sobald Toon die Scheune passierte, leerte ich eine Tüte voller scharfer Krähenfüße aus Eisen über die Straße. Als die Zöllner über die Krähenfüße fuhren, kam ihr Wagen lärmend zum Stillstand. Ich schaute dem Wagen noch kurz nach, konnte aber keine weitere Bewegung im Inneren des Wagens erkennen. Diesen Tag werde ich nie vergessen. Für mich war es das letzte Mal, dass ich irgendwas mit Schmuggelei zu tun hatte. Natürlich fahren wir noch manchmal nach Belgien, zum Tanken oder um Feuerwerkskörper zu kaufen. Aber dann ganz ohne böse Absichten.